GTA-Nord

An dieser Story wird noch gearbeitet, möchte aber den aktuellen Stand bereitstellen, der laufend aktualisiert wird.

Etappe 8 - San Antonio di Val Vogna - Rif. Rivetti

Der erste Tag hat es nach der Beschreibung nach ganz schön in sich. Es sind drei Pässe zu überqueren, und es wird davor gewarnt, diese Tour bei unsicherem Wetter zu begehen. Zumindest schien uns für diesen Tag der Wettergott gnädig gestimmt zu sein.

Zeit

2:00 durch Blumenwiesen

Tour

Laut Beschreibung muss die erste Brücke über den Fluss genommen werde, da die eigentliche Brücke eingestürzt ist. Anfangs war der Wegverlauf noch klar erkennbar, doch bei einer bewirteten Alm ???, an der übrigens ganz nebenbei erwähnt auch ein Übergang des Flusses möglich ist, muss ein Fels umgangen werden, und der Weg ist nicht mehr erkennbar. Der Abstieg zu einer Hütte durch Mannshohen Farn und

Dickicht auf schmierigen Steinen, die dank der Flora nicht zu erkennen sind, kostet einiges an Zeit.

Groß war die Überraschung als sich herausstellte, dass sich die angeblich eingestürzte Brücke in einwandfreiem Zustand befindet. Auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses hätte man für diesen Abschnitt, der auf einem Fahrweg entlang führt, bestimmt nur die halbe Zeit benötigt.

Wer sich die Blütenpracht nicht entgehen lassen will, der kann ja bis zu der Alp an der östlichen Uferseite wandern, dort den Fluss queren, und nach wenigen Hundert Metern erneut auf die andere Seite wechseln. Bald verlässt man den Fluss und steigt höher, zu Almen, Hochebenen mit einer sagenhaften Blütenpracht, einem kleinen See und danach Felsen mit leichter Kletterei und einem kleinen Schneefeld kurz vor dem Pass - dem ersten Pass.


Etappe 13 - Riv. Fondo

Verlaufen


Etappe 14 - Quincinetto - Cavanne

Gewitter verwandelt die Straße in einen reißenden Fluss. Das herabstürzende Wasser läuft bereits oben zu meinen Schuhen hinein. Bei der Überquerung eines reißenden Baches auf einer Brücke habe ich ein etwas mulmiges Gefühl bei dem Gedanken, durch einen Ausrutscher in die reißenden Fluten zu stürzen.

Etappe 15 - Cavanne - Fondo

Markierung

neue Markierungen, nur beim Abstieg vor und an den verlassenen Alpen Binelli, Pertusa und Ravissa ist der Weg wegen des hohen Bewuchses schwer auszumachen.

Stein-Zeichnungen

Ich war schon gespannt auf den Verlauf des heutigen Tages, da sich die Angaben von Werner Bätzing und der Karte doch erheblich unterscheiden.

Zumindest schien das Wetter für den heutigen Tag gut zu werden. Nach dem Frühstück machte ich mich um halb Neun auf den Weg.

Auf der Alpe Ciaromonte werde ich zu einem Tee eingeladen, während die Hausherrin gerade mit dem herstellen von Käse beschäftigt ist, und ihr Mann mit den Gummistiefeln im Stall sauber macht.

Ich glaube mir wachsen an den Füßen langsam Schwimmhäute. Gestern bin ich schon stundenlang im Regen rumgelaufen und heute, obwohl der Tag wirklich traumhaft begann, bissen sich dicke Wolken an dem Bergkamm fest, und bald braute sich ein Gewitter über mir zusammen, das mir nicht nur nasse Schuhe bescherte. Es macht die mit Moos bedeckten Steine auch rutschig wie Schmierseife und dadurch verlängert sich die Zeit, in der man dem Regen ausgesetzt ist, und einmal setze ich mich deswegen auch unfreiwillig auf den Hintern.

Vor Fondo ist ein wirklich imposanter Wasserfall, der jedoch infolge des Regens recht viel Wasser führt, und die Überquerung eher zu einer Durchquerung werden lässt.

Wenn man sich Fondo nähert, sticht einem gleich die das Dorf dominierende Steinbogenbrücke ins Auge. Diese Brücke wurde 1727 erbaut und stellt ein schönes Beispiel für traditionelle Brückenbauweise dar. Im gesamten Alpenraum wurden vom Mittelalter bis tief ins 19. Jh. hinein Brücken in genau dieser Art gebaut. Im Gegensatz zu den Brücken aus der Römerzeit, die gerade verlaufen, muss man beim queren dieser Art von Brücke auf- und absteigen, da die Brücke einen steilen Bogen auf ihrer Oberseite aufweist.

Etappe 16 und 17 - Fondo - Piamprato - Ronco

Zeit

Von Fondo 1074m bis zum Pass Bocchetta delle Oche 2415m brauchte ich 5 Stunden, trotz einiger Aufenthalte, in denen ich Fotos von Blumen und Schmetterlingen machte.

Für den Abstieg brauchte ich 2h 32min. Es waren zwei Schneefelder zu queren, die Steine saumäßig rutschig, und ich habe Lilien entdeckt, von denen ich selbstverständlich Fotos machte.

Markierung

Die Markierungen waren alle frisch und ausreichend vorhanden, so dass es keine Schwierigkeiten gab. Einzig nach dem Pass, als ich ein Schneefeld überqueren musste, das wahrscheinlich einige Markierungen verdeckte.

Tour

Heute bin ich endlich mal wieder mit trockenen Schuhen in meine Unterkunft gekommen. Dafür möchte ich mich bedanken, denn bei Regen schätze ich den Abstieg als halsbrecherisches Unterfangen ein. Selbst wenn ich auf den schmierigen Felsplatten nicht einen Fuß gebrochen hätte, oder auf wegen den lose und fehlenden Halteseilen in den Abgrund gestürzt wäre, so hätte ich doch ein Vielfaches der ohnehin langen Zeit benötigt. Die Schneefelder waren dabei noch das kleinste Problem. Vielmehr bereitete es eine Freude, mit dem Einsatz von den Stöcken die Schneefelder hinabzurutschen.

Der Aufstieg zur Bocchetta delle Oche auf 2415m entlang des Flusses im Chiusella Tal war eine meiner schönsten Touren des GTA - Nord.

Etappe 18 - Ronco - Talosio

Zeit

1:06 bis Masonaie

2:11 bis Alpe Le Goie

1:06 bis Stone Man auf 2100m

0:16 bis Colle Crest 2040m

0:22 bis Alpe

3:07 bis Talosio

8:11 gesamt

Markierung

Tour

Pian delle Masche, die Hexen verstecken sich heute in den Wolken. Die Blütenpracht versteckt sich hinter einem grauen Schleier.

Während des Abstiegs komme ich immer wieder zu herrlichen Blumenwiesen, wo ich von Schmetterlingen umschwärmt werde, und Acht geben muss, dass ich nicht auf sie trete.

Mit den Fernblicken ist nicht viel zu wollen an diesem Tag. Zeitweise muss ich mich schon glücklich schätzen wenn ich die nächste Markierung ausmachen kann. Allerdings muss ich von Glück sprechen, dass der Große Regen ausblieb, und ich die fußbreiten Pfade in den steilen Wiesen heil hinter mich brachte.

Etappe 19 - Talosio - San Lorenzo

Letztendlich bin ich aber in einem Biwak gelandet

Zeit

bis Posio 0:26 h

bis M. Arzola 1:36

Giassetto 1:39

Stausee 1:05

A. di Colla 1:02

A. Praghetta 0:47

6:35

bis Riv. 3:03 angegeben 4:00 h

gesamt 9:38

Markierung

neue Markierungen, keine Probleme bis Alpe Praghetta, dort ist auch eine Markierung des A.V.C.-1 in Rot-Weiß

Tour

Was wäre Mayer ohne Chaos? Vielleicht hat es auch nur an der Suppe gelegen, in der ich mich beinahe den ganzen Tag bewegte. Im Führer steht noch: "Bei Nebel und unsicherem Wetter ist für diese Etappe äußerste Vorsicht geboten. Die Markierungen sind in den Almbereichen auch bei guter Sicht nur schwer auszumachen."

Bis Mittag hat sich doch noch öfter die Sonne blicken lassen, und auf den Blumenhängen hatte ich somit die Gelegenheit Schmetterlinge zu fotografieren.

Am Monte Arzola war es dann aber endgültig vorbei mit dem schönen Wetter, und mir eröffneten die Wolken nur für kurze Momente einen Blick ins Tal. Beeindruckend war, als der Stausee aus dem Wolkenmeer durchschimmerte. Der Gebirgsbach schoss tosend ins Tal und an einer Stelle fächerte er sich wie ein großes Flussdelta, dessen Gischt im Sonnenlicht schneeweiß leuchtete.

Zur Alpe Colla geht es steil einen Grashang hinauf, der von Murmeltier- Löchern nur so gespickt ist, und man Acht geben muss, dass man sich nicht den Fuß darin umknickt. Eventuell habe ich mich hier schon im Weg geirrt, denn im Bätzing steht, nachdem der Satz mit der Alpe abgeschlossen ist: "Sehr steiler Abstieg über stark geneigte Grashänge und -rücken nach San Lorenzo. In der IGC- Karte ist der weitere Wegverlauf aber am Hang entlang bis zur A. Praghetta, von wo aus es anscheinend abwärts gehen müsste. So dicht wie die Wolken an der Colla waren, so dicht waren sie auch an der Praghetta, und ich hatte die weiß-rot Markierungen gesehen, und einen Hinweis auf einem Felsen, dass es noch vier Stunden bis zu einem Riv. Pocchiola seien, und man dabei dem Weg A.V.C. folgt. in meiner Karte sind GTA und A.V.C. der gleiche Weg, und so folgte ich den Zeichen.

Das Tal

Als ich die schmale Hauptstraße entlang des Flusses folge, da fällt mir etwas von Franz Werfel ein: "Wir gehören weniger dorthin, wo wir herkommen, als wo wir hinwollen." Trifft das wirklich zu? Meine Stimmung ist etwas bedrückt bei den Schäden, welche die Unwetter das vergangene Jahr anrichteten, und mir hier zu deutlich ins Auge stechen, um nicht wahrgenommen zu werden. Das ganze Tal gleicht einer riesigen Baustelle. Wo letztes Jahr noch Häuser und Brücken standen, da liegt jetzt nur noch ein Haufen Schutt, und Bagger oder Planierraupen versuchen Ordnung in das Chaos zu bringen.

Es stimmt mich nachdenklich und zugleich macht es mir bewusst mit welchen Privilegien wir in meiner Heimat gesegnet sind.

Viele von den Menschen hier bauen ihr Heim bestimmt nicht zum ersten Mal wieder auf und sie bleiben nichts zu Trotz hier - in dieser einmalig schönen und zugleich rauen Natur. Wir, denen manchmal schon gar nicht mehr bewusst ist wie gut es uns geht, uns zieht es weg, wir schwärmen von fernen Ländern.

Vielleicht hat es den Weg einfach weggespült, den ich nicht gefunden oder gesehen habe.

Dafür habe ich heute Murmeltiere gesehen, wie sie mich erstaunt angestarrt haben. Es muss sich wohl um ein frisch verliebtes Pärchen gehandelt haben, da das Weibchen nicht von seiner Seite gewichen ist. Ich war wohl mindestens genauso erstaunt wie die Beiden, als sie da vor ihrem Bau saßen und ich mit meinen Stöcken die Felsen herunterstackste. Sie haben mich mit ihren Blicken wohl so gefesselt, dass ich meine Kamera ganz vergessen habe.

CERESOLE REALE - NOASCA

Nachdem ich die Nacht im Rifugio Le Fonti, als einziger Gast in einem wirklich vorbildlich sauberen Zimmer, zusammen mit zwölf leeren Betten verbracht hatte, bewege ich mich heute zum ersten Mal auf einer Etappe des GTA. Der Weg von Ceresole nach Noasca ist hier in der Karte etwas falsch eingezeichnet, so das ich mir nicht ganz sicher war, ob ich jetzt in Richtung Reale (was königlich heißt), oder talwärts laufen soll. Aber weil ich ohnehin noch etwas Verpflegung und Wasser brauchte, und das Frühstück fehlt mir auch noch (das Fonti ist eine Pizzeria, die erst am Mittag öffnet), ist mir die Entscheidung leicht gefallen. Ich habe mich als zurück auf den Weg nach Ceresole gemacht, und an der zweiten Kehre, kurz nach der Kapelle habe ich eine Markierung der GTA gesehen, und ein paar Meter weiter oben eine Bar mit einem kleinen Supermarkt - perfecto.

Die letzen Häuser liegen bald hinter mir, und es geht steil bergauf durch einen herrlichen kühlen Nadelwald, in dem die verschiedensten Vögel fröhlich ihr Morgenlied singen, das vom Rauschen zahlloser kleiner Wildbäche untermalt wird, und in dessen Lichtungen unerschöpflich viele Schmetterlinge um die farbenprächtigen Blüten schwärmen. Nach gut einer Stunde (bei mir hat es wegen der Fotografiererei etwas länger gedauert) komm ich auf knapp über 2000 m zu einer kleinen Ebene, auf der sich ein winziges verlassenes Dorf mit einer Kapelle befindet. Das sind die Terrassen, die Werner Bätzing in seinem Führer beschreibt. Diese winzigen Dörfer waren vor langer Zeit das ganze Jahr über bewohnt, obwohl die Menschen hier im Winter völlig abgeschnitten waren. In Maison gab es sogar eine eigene Schule, die allerdings im Sommer geschlossen war, damit die Kinder auf den Feldern mitarbeiten konnten. Um möglichst viel Boden bearbeitet zu können wurden die Häuser dicht aneinander gebaut. Von hier geht es ohne nennenswerte Steigung an den Flanken der la Merola entlang, bis man in einen dichten Wald gelangt, in dem der Pfad steil bergab führt.

MACHETE

Am letzten Tag wollte ich im Grunde nur noch eine kleine Tour von Noasca nach S. Lorenzo. Kein großer Höhenunterschied auf dieser Etappe, die mit knapp sechs Stunden angegeben ist. Das erste Drittel war echt leicht und interessant, denn es hat mich auf einem Naturlehrpfad zu verschiedene Wälder und Blumenwiesen mit Schmetterlingen, Lizzards und durch alte, verlassene Gehöfte geführt. Richtig gespenstische Atmosphäre in diesen „Geisterstätten“. Hier hab ich aber auch schon viel Zeit mit Fotos „verschwendet“ und bin erst nach 3,5 Stunden zu dem Ort gekommen, ab dem es eigentlich erst richtig bergauf geht. Am Anfang war es auch ganz toll, obwohl es sausteil rauf ging, war der Weg gut, bei dem es sich um einen alten Maultierpfad handelte, und der mich auch zu einem winzigen Dorf führte, in dem ein Haus noch einen bewohnten Eindruck machte, aber weit und breit kein Mensch zu sehen war.

Der Weg führte mich weiter bergauf über den Misthaufen, dann auf schmalem Pfad an die Waldgrenze, bis ich vor blankem Fels stand. Zuerst dachte ich, dass es nicht mehr der richtige Weg ist, aber etwas oberhalb von mir konnte ich eine Markierung erkennen. Also - rauf. Keine schwierige Kletterei, aber mit einem Rucksack, der 15 Kilo wiegt ist das nicht mehr ganz so lustig. Dafür folgte wenige Minuten später, als ich zu einem kleinen Wasserfall gelangte, die Entschädigung für die Plackerei. Ein traumhaftes Plätzchen, wie so viele, die ich in den letzten Tagen gesehen habe. Ideal für ein Picknick, doch leider habe ich den Klappstuhl und den Sonnenschirm vergessen. Wenigstens eine kleine Rast, und ein Foto von einem schwarzen Falter mit weißen Punkten auf den Flügeln, der Nektar von kleinen gelben Blüten saugte, die direkt neben dem Wasser standen.

Vielleicht 50 oder 60 Meter über mir konnte ich einige verfallene Häuser erkennen, zu denen ich noch hinaufklettern musste. Ich hatte mich schon gefreut, dass ich jetzt den schwierigen Teil hinter mich gebracht hatte, denn laut Karte geht es ab hier zum größten Teil nur noch bergab. Doch mit dem zuerst erwähnten hatte ich mich gründlich geirrt. Zuerst habe ich mal das ganze Minidorf nach dem weiteren Verlauf des Weges abgesucht, bis ich endlich eine verblasste Markierung an einer Hausmauer erkennen konnte. Der Pfad erschien mir gar nicht als solcher, denn er war schon ziemlich zugewachsen. Doch es kam noch gröber.

Die Brennnesseln habe ich schon bald gar nicht wahrgenommen, nur noch die Dornen, die sich an meinen Beinen einhakten und auf der Haut so seltsame rote Risse hinterließen. Dazu kam noch, dass ich nicht mehr genau erkennen konnte, wo ich meine Füße hinsetzte, was bei dem teilweise arg schmalen Weglein und des steil abfallenden Geländes nicht gerade günstig ist. Das ging unaufhörlich so weiter, bis ich zu dem Wallfahrtsort S. Anna kam, der offensichtlich noch besucht wird. Innerlich freute ich mich in der Hoffnung, dass ab hier der Zustand des Weges besser werden würde. Zum Glück hab ich mich nicht zu arg gefreut. Somit war auch die Enttäuschung nicht so groß, als sich herausstellte, dass alles nur noch schlimmer wurde. Als ich dann noch das Grollen eines Unwetters aus der Ferne vernahm, und sich über mir dunkle Wolken zusammenzogen, habe ich mir gewunschen, dass ich diesen Tag lieber irgendwo am Strand oder sonst wo, nur nicht hier verbracht hätte.

Wegen des heranziehenden Gewitters forcierte ich mein Tempo etwas bis ich zu einer alten verlassenen Mine kam. Ich weiß nicht was sie hier mal abgebaut haben, und ich hatte auch keine Lust es herauszufinden, denn ich war wieder mal genug damit beschäftigt, den weiteren Verlauf des Weges herauszufinden. Nachdem ich alle Möglichkeiten abgecheckt hatte, habe ich mich gefragt, warum in der Beschreibung dieser Tour nicht auf die Schwierigkeiten hingewiesen wurde, oder ob sich der Weg in den letzten Jahren dermaßen verändert haben könnte. Jedenfalls werde ich dem Autor des Führers über den Zustand berichten.

Offensichtlich war der weitere Wegverlauf über ein Geröllfeld, bei dessen Anblick mir aufgrund seines steilen Abfalls schwindlig wurde. Bei all den hohen Bergen, die ich bis jetzt hinauf bin, hatte ich selten so ein mulmiges Gefühl wie in diesem Augenblick. Zu meinem Glück ist der Regen bis jetzt noch ausgeblieben, denn auch ohne diesen bewegte ich mich ziemlich unkontrollierte im losen Geröll hinab, dessen Ende nicht auszumachen war und vermutlich ins Nichts führte. Mein Blick konzentrierte sich auf einen winzigen Bereich vor meinen Füßen um den „besten“ Schritt zu finden - wenn es einen solchen überhaupt gab, wobei ich aber auch immer auf der Suche nach einer neuen Wegmarkierung sein musste, denn im Augenblick konnte ich mir kaum etwas schlimmeres vorstellen als hier unter diesen Umständen den Weg zu verlieren, zumal ich mir bewusst war wie viel Anstrengung und Zeit es benötigen würde wenn ich da wieder hinauf müsste.

Irgendwann - nach vielleicht 30 Höhenmetern und sauviel Glück habe ich auch tatsächlich eine ausgebleichte Markierung auf einem kleinen Fels am Rande des Gerölls entdeckt, die mich wieder in das dichte Gebüsch mit den Dornen führte, was mir aber entschieden lieber war. Wenn hin und wieder mal ein Teil dieses „Alptraums“ über blanken Fels führte, freute ich mich richtig.

Als es dann doch noch leicht zu Regnen begann, führte der Weg nur noch durchs Gestrüpp, was die ganze Sache recht glitschig werden ließ, und noch mehr Achtsamkeit forderte, die ich anscheinend einen Augenblick vernachlässigt hatte, und ich mich auf die Nase legte. Ich hab‘s nicht ganz geschafft mich in den Abgrund zu stürzen. Aber ich blieb erst mal ganz ruhig liegen, als ich bemerkte, dass ein Fuß keinen Boden mehr unter sich hatte, und mich der Rucksack auf die „falsche“ Seite zerrte.

Der Rest ist langweilig. Nachdem ich mich wieder hochgerappelt hatte, und ein Zigarette rauchte, hab ich mir gesagt, dass ich ja noch genug Zeit habe bis es dunkel wird, und bin die Sache etwas langsamer angegangen, obwohl ich dadurch in Kauf nehmen musste, dass ich zu spät zum Abendessen in S. Lorenzo eintreffen werde.

Ich muss mich schon als Glückspilz bezeichnen, denn nach dem „Absturz“ war ich nur noch eine Stunde unterwegs, die letzten paar Meter waren auch keine Dornenbüsche mehr im Weg, und zum Abendessen hab ich noch Spagetti, Forelle und Käse bekommen, zu dem ich ein Viertelchen Wein schlürfte.

Nebenbei hat mir eine nette Dame noch einige Anekdoten aus vergangenen Tagen erzählt, nachdem ich ihr schilderte, wie ich zu Fuß von Aosta hierher gekommen bin. Ihr Onkel ist der Besitzer des Albergo, der in jüngeren Jahren viele der Berge in dieser Region bestiegen hat. Früher, als die Menschen aus den Tälern noch nicht in die Ebene auswanderten und hier noch Landwirtschaft betrieben wurde, sind die Männer aus dem Valle di Locana, die im Sommer ihrer Arbeit auf den Terrassen nachgingen, im Winter umhergezogen um die Schornsteine der Leute in den Städten gesäubert. Heute erinnert eine Statue im Ort Fornolosa an diese Männer. Sie berichtete mir auch von den Frauen während des Zweiten Weltkrieges, die das schwer zu beschaffende Salz aus dem „Val d‘Isere“ über die Berge geschleppt haben.

Somit fand auch dieser Tag noch einen angenehmen Ausklang, wenn ich auch etwas traurig gestimmt war aufgrund des morgigen Abschieds. Eines kann ich aber jetzt schon mit Sicherheit behaupten, nämlich das ich bestimmt nicht das letzte Mal diese weniger bekannte Region Italiens gekommen bin.

Bericht über Etappe 20

In ihrem Führer wird beschrieben, dass die Strecke weitgehend zugewachsen ist und wieder gehbar gemacht werden sollte. Ich habe die Strecke von Noasca aus angegangen, von wo aus sie dem Naturlehrpfad folgt und keine Schwierigkeiten aufweist. Ab Fé geht es steil auf zum Teil schon abgerutschten Weg, aber gut erkennbar bis nach Ambrella. Ab hier ist der Pfad völlig zugewachsen, teilweise nicht mehr als solcher zu erkennen, bis auf die Stellen, welche über den blanken Fels oder das Geröllfeld führen und an der Wallfahrtskapelle.

Dieses Geröllfeld sollte unbedingt in ihrem Führer erwähnt werden, da es an der Seite, an welcher sich die schwer zu erkennenden Markierungen befinden, nur aus losem Kies besteht, in dem man sich alles andere als kontrolliert abwärts bewegt. Wenn ich mich mehr in der Mitte bewege, wo sich Felsbrocken befinden, dann verpasse ich mit Sicherheit den Weg, der wieder in den Busch führt. Ich stelle es mir einfacher vor, dieses Geröllfeld in der von ihnen angegebenen Richtung zu überwinden, wenn ich weiß, dass ich einfach da Rauf zu der Terrasse muss.

Ich habe noch die Tour von Ceresole nach Noasca begangen, an der es nichts auszusetzen gibt. Wenn diese als „Durchschnitt“ anzusehen ist, dann sollte schon auf gröbere Abweichungen hingewiesen werden

Torino

Nach den Tagen in dieser himmlischen Ruhe der Berge ist diese lebendige Stadt ein richtiger Schock für mich. Wenn hier auch alles so hektisch wie in einer Stadt bei uns aussieht, so ist dieses Treiben doch ein anderes. In den kühlen Arkaden- Gängen reiht sich eine Bar an die Andere und ein Café folgt dem Nächsten. In der Mittagszeit scheinen die Menschen hier alle Zeit der Welt zu haben, sei es für ein ausgiebiges Essen oder nur zu einem Schwätzchen bei Kaffee und einem Panini.

Fauna

Gentiana brachyphylla - Genzianelle - Enzian

Campanula thyrsoides - grüne Kerze

Paradisea Liliastrum - weiße Lilie

Lilium Martagon - rosa Lilie mit hängenden Blüten

Lilium croceum - orange mit nach oben offener Blüte

Lilium pomponium

Teil 1: Der Norden:

182 Seiten, Broschur,

Farbfotos und Routenskizzen

ISBN 3-85869-256-5

4.Auflage 2003 Rotpunktverlag Zürich


cover

Bätzing, Werner, Tl.1 : Der Norden

Teil 2: Der Süden

284 Seiten, Broschur,

Farbfotos und Routenskizzen

ISBN 3-85869-257-3

4. Auflage 2003 Rotpunktverlag Zürich


Bätzing, Werner, Tl.2 : Der Süden